Stadt Ehingen

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Wilhelm Geyer

Spiritualität und Leidenschaft

 

29. Januar bis 26. März 2017

Eröffnung: 29. Januar 2017 um 11 Uhr

 

 

 

Wilhelm Geyer bei Neuburg in den 60er Jahren

Selbstbildnis, 1931

Die Gemälde Wilhelm Geyers (1900 – 1968) packen uns auch heute noch durch ihre Intensität und enorme malerische Energie. Diese Kraft entsprang seiner tiefen christlichen Spiritualität und leidenschaftlicher Einfühlung in die Schöpfung. Deshalb malte Geyer stets im unmittelbaren Gegenüber mit den Menschen und draußen in der Natur.

Unbeirrbar ging er dabei immer seinen eigenen Weg. Bereits als Student an der Stuttgarter Kunstakademie machte er öffentlich Furore mit großen Altartafeln, in ekstatischer Wucht gemalt, die gegen alle Konventionen verstießen. Im III. Reich wurde seine Kunst von den Nazis als „entartet“ diffamiert, seine freundschaftliche Verbindung mit den Geschwistern Scholl führte zu 100 Tagen Todesangst in Untersuchungshaft der Gestapo. „ Die Familie, der Glaube, die Kunst waren Quellen des Lebensmuts in dieser düsteren Zeit.“ In den Aufbaujahren nach dem Krieg wurde er der wohl bedeutendste deutsche Glasmaler mit über 900 Glasfenstern in den Domen und Münstern von Aachen, Köln, bis Xanten, aber auch mit Werken in der heimatlichen Umgebung wie Ehingen, Blaubeuren, dem Bussen, u.a. 1954 Verleihung des Oberschwäbischen Kunstpreises, 1960 Ernennung zum Professor, 1967 Bürgermedaille der Stadt Ulm.

Die Ehinger Ausstellung konzentriert sich auf die selten gezeigten privaten Bilder aus dem Nachlass. Die Blumenstillleben entstanden als „morgendliche Augen-und Seelenöffner“. In den Garten- und Landschaftsbildern erlebt er die universelle Einheit der Welt. „Seine Partner waren die Bäume, der Himmel, die Erde, die Wolken. Mit ihnen hielt er Zwiesprache.“ Geyers Anspruch „Die bildende Kunst muss wieder zu einer echten Begegnung mit der Welt werden“ erfährt man vor seinen Porträts, die immer auf das Wesen der Menschen hinter ihrem Äußeren zielen. Die Selbstbildnisse sind keine Selbstdarstellung nach außen, der Blick in den Spiegel wird zur prüfenden Selbstbefragung. Die reduzierte, erregte Liniensprache der biblischen Grafikzyklen (Passion, Hiob, Jonas u.a.) konfrontiert uns unmittelbar mit dem Drama des Menschen in seiner Auseinandersetzung mit Gott.

Bahngleise bei Neuburg,1966, Öl auf Leinwand